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Regennächte

Ich behaupte schon lange nicht mehr ich hätte immer verstanden von was genau sie sprach. Denn diese Suche von der sie redete, war noch einer ihrer leicht nachvollziehbaren Gedanken, oder sollte ich sagen ihrer Überzeugungen? Ich weiß es nicht. Sie ist mir ein Rätsel, das ich nur noch versuche zu verstehen, nicht mehr zu lösen, oder sollte ich besser sagen, ich versuche es zu lösen, aber nicht mehr zu verstehen?
Überhaupt wirft sie in mir viel mehr Fragen auf, als sie beantwortete, denn ihr Antworten gaben mir nie das Gefühl, etwas erfahren zu haben, sondern 1000 Dinge noch nicht zu wissen. Sie sah die Welt so anders als ich, sie sah den Regen, nein, ich sah den Regen, sie sah...etwas das ich nie verstanden habe. An einem Abend, fing es an zu regnen und sie legte sich mitten auf den Rasen um die Sterne zwischen den Wolken zu sehen. Ich sagte sie solle ins Haus kommen, da sie sich sonst erkälten würde, doch sie sagte, der Regen sei warm und er würde sie nicht krank werden lassen.
Auch wenn es unwichtig ist, will ich erwähnen, dass sie wie immer recht hatte, sie wurde nicht krank.
Zoe-Jun sah nur weiter in die Sterne am verregneten Nachthimmel und sie sagte mir, jetzt seien sie am schönsten. Sie sagte ich verstünde nicht, weil ich es nicht kennen würde. Ihr Kopf sei so voll, dass sie ihre Gedanken sprechen hören würde, mit tausend Stimmen und nicht eine verstehen würde. Manchmal habe sie das Gefühl ihr Kopf würde platzen. An diesem Abend sah ich das erste mal Tropfen aus ihren Augenwinkeln laufen.
Sie sah einfach in den Himmel und als ich sie fragte, warum, sagte sie das der Nachthimmel bei Regen so weit sei, dass er alles fassen könne. Alle ihre Stimmen könnte sie in diese Weite schicken, sie würde nicht eine mehr hören. Sie sagte, die Sterne bei Nacht wären deshalb das Einzige, dass sie je klar sehen könnte und ohne Diskussionen in ihrem Kopf schön nennen könne. Der Regen würde einfach alles von ihr herunter waschen. Nachts im Regen liegend, würde alles von ihr abfallen.
Ich konnte sie nicht verstehen und sagte mir würde der Gedanke Angst machen, dass die Sterne in der Unendlichkeit untergingen, denn ich hätte Angst in sie hinein zu fallen und nie irgendwo anzukommen. Diese Vorstellung würde mir eine unglaublich tiefe Angst machen.
Sie lachte, sie hatte diese Tränen in den Augenwinkeln und lachte, sie sah mich nicht an sondern blickte weiter in den Himmel. Genau dieser Gedanke, sagte sie, würde sie sosehr beruhigen. Denn in dem Moment in dem sie anfinge zu fallen, würde sie wissen, dass es nicht aufhören würde. Ab diesem Moment würde sich nichts ändern, nichts würde sich mehr ändern.
Ich verstand sie an diesem Abend weniger als je zuvor, sie reiste und jeden Tag veränderte sich alles, was sie in ihrem Leben hatte, warum tat sie das, wenn sie Veränderungen nicht mochte? Sie sagte, dass sie fallen würde, nicht reisen. Der Fall in die Sterne und ihren unendlichen Raum, wäre wie eine Flucht, die sie angetreten habe, eine Flucht vor der Veränderung. Das würde funktionieren, denn verändern könne sich nur etwas, das schon eine Zeit lang auf eine gewisse weise geschah und zur Gewohnheit geworden war und wenn man nichts zur Gewohnheit werden ließe, könne sich auch nichts verändern. Das wäre ihre Flucht, das wäre ihr Fall, ganz ohne Veränderungen...zumindest, wenn sie nicht zu schnell fiel, sagte sie, denn die Erde sei nunmal leider nicht unendlich und wenn sie zu schnell fiel, könne es passieren, dass sie doch irgendwann aufschlüge.
Meine Frage, warum sie Angst vor Veränderungen hatte, beantwortete sie mir weder an diesem Abend, noch zu einem anderen Zeitpunkt, ich glaube sie wusste es selber nicht.
Ich habe einige Vermutungen, doch ich denke, sie hatte einfach Angst, dass diese Veränderungen sie verletzen, oder ihr Angst machen könne. Damals wäre ich nie auf diese Idee gekommen, doch mittlerweile habe ich eine Menge über sie nachgedacht, und ich glaube, dass die einzigen Dinge vor denen sie Angst hatte waren, dass sie verletzt würde und vor allem, die Angst selber.
Sie weinte an diesem Abend stumm und verzog keine Miene, ihr liefen nur Tränen aus den Augenwinkeln und vermischten sich mit dem Regen, bevor sie auf den Rasen fielen. Ich glaube, dass machte die Tränen für sie leicht, sodass sie sie nicht erdrückten.
Ich sah Zoe-Jun noch oft nachts im Regen liegen, doch ich ließ sie allein, mir schien als hätte sie gedacht ich hätte ihre Tränen nicht bemerkt, denn ich glaubte, sie würde nicht wollen, dass jemand ihre Tränen sah und ich wollte ihren Willen nicht brechen, denn viel mehr schien sie nie zu haben.

A.B.
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